English-Speaking Cultures
Hinweis zur Lehre im WS

Im Wintersemester 2020/21 können alle Module und damit alle Studiengänge des Fachbereichs 10 online und digital studiert werden. Einzelne Veranstaltungen und Veranstaltungssequenzen finden mit den üblichen Abständen und Hygieneregeln auch in Präsenz statt, etwa Foschungsseminare, (spachpraktische) Übungen oder Tutorien. Details zu allen Lehrveranstaltungen finden Sie in den Veranstaltungsprogrammen der Studiengänge und in Stud.IP.

eLearning-Plattform Stud.IP
SuUB

Forschungsaktivitäten

Anbahnen von Schrift im Englischunterricht der Grundschule — Phonics als Ansatz für den frühen Schriftspracherwerb in der Fremdsprache Englisch

Das Promotionsprojekt widmet sich der Frage nach den Möglichkeiten, die Schriftsprache Englisch altersgemäß und doch ergebnisorientiert bereits im frühen Englischunterricht anzubahnen. Trotz häufig geäußerter Bedenken über die mögliche Überforderung der jungen Fremdsprachenlernenden treten Forderungen nach einer angemessenen Anbahnung der Schrift, beispielsweise im Hinblick auf die Gestaltung des fließenden Übergangs zur Sekundarstufe oder die Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung vermehrt auf. Immer häufiger wird der Englischunterricht bereits in Jahrgangstufe eins begonnen. Vermutlich ist das Ausschließen der Schrift über vier Grundschuljahre nur schwer zu argumentieren, gerade weil auch die Kinder in Deutschland selbst die englische Schrift als nahezu alltäglichen Teil ihrer Lebensumwelt erleben und im Unterricht einfordern.

Die englische Schriftsprache stellt jedoch als tiefer Orthographietyp besondere Herausforderungen an den fremdsprachlichen Schriftspracherwerb. Die Lernenden müssen sich zahlreiche, sowohl graphematische Varianten einzelner Phoneme (z.B. /i:/ kann graphematisch durch wie in feel, wie in meal, wie in thief oder wie in these realisiert werden), als auch zahlreiche phonemische Varianten einzelner Grapheme erschließen (z.B. in meal oder health). Im Deutschen hingegen lassen sich Phoneme zu 73 % erfolgreich durch ein bestimmtes Graphem verschriften. Im Gegensatz zur deutschen Sprache, die als eher konsistenter Orthographietyp eingestuft wird, müssen englische Schriftspracherwerbende mehrere Strategien parallel entwickelt um dasselbe Maß an orthographischer Korrektheit zu erlangen. Daher ist es notwendig, dass Fremdsprachenlernende ebenfalls diese Strategien entwickeln um sich die englische Orthographie leichter erschließen zu können. Englischlehrkräfte im Fremdsprachenbereich äußern diesbezüglich jedoch ihre Unsicherheit im Umgang mit dem Einführen der englischen Schrift, sowohl die Eigenschaften der Orthographie betreffend, als auch im Hinblick auf eine altersangemessene Methodik für den Unterricht.

Phonics umfasst als Sammelbegriff solche Verfahren des Schriftspracherwerbs, die auf Eigenschaften von Schriftsprache unterhalb der Wortebene eingehen. Dabei wird zwischen synthetischen (von der kleineren Einheit zur größeren) und analytischen Ansätzen (von der größeren sprachlichen Einheit „Wort“ zu kleineren) unterschieden. Phonics könnte großes Potential für den Fremdsprachenunterricht Englisch bieten, da es im englisch-muttersprachlichen Kontext als Methodik des Schriftspracherwerbs zur Anwendung kommt. Durch das spielerische Hinweisen auf Phonem-Graphem-Zuordnungen, Herstellung von Bezügen zwischen Wörtern auf Anlaut-Reim-Ebene sowie Ausnahmeschreibungen wird den Schülerinnen und Schülern systematisch die englische Orthographie verdeutlicht. Inzwischen konnten positive Auswirkungen von Phonics auf die Aussprache der Fremdsprachenlernenden sowie verbesserte Leseverstehensleistungen empirisch bestätigt werden. Die Studie hat daher zum Ziel, das Potential von Phonics als Ausgangspunkt für die altersgemäße, unterstützende Verwendung der englischen Schrift im frühen Englischunterricht mit Lehrkräften gemeinsam zu erschließen. Die Lehrkräfte können dabei von den Lehrerfahrungen der Forscherin aus dem englischsprachigen Ausland profitieren um die Vorteile von Phonics für ihren Fremdsprachenunterricht nutzen zu können. Dabei könnten auch die Möglichkeiten für den Einbezug von Phonics in unterschiedlichen Jahrgangstufen und nicht ausschließlich in den ersten Wochen des Englischunterrichts, erschlossen werden, da Schrift als solche für Grundschulkinder nicht vollständig neu ist, sondern der Englischunterricht teilweise auf Bekanntes aus dem deutschen Schriftspracherwerb zurückgreifen könnte.

Promotionsprojekt von Alicia Jöckel

Laufzeit: seit Frühjahr 2012