Baden-Württemberg hat 2004 die erste Fremdsprache als neues Pflichtfach in den Bildungsplan
aller vier Grundschulklassen aufgenommen. Daneben wird auch auf bilinguales Lehren
und Lernen hingewiesen: Wann immer möglich soll die Fremdsprache in Sachfächer integriert
werden. Die Verknüpfung verschiedener Fächer ist vorgesehen, insbesondere mit dem
Fächerverbund Mensch, Natur und Kultur (kurz MeNuK; Verbindung von Heimat- und Sachunterricht,
Musik, Bildende Kunst und Textiles Werken), um das Erlernen der Fremdsprache mit
dem Erwerb von Wissen zu kombinieren (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
2004: 68). Ferner bietet das Bundesland den Studiengang Europalehramt an, der Lehrkräfte
dafür ausbildet, Sachfächer bilingual zu unterrichten. Trotz des Anliegens im Bildungsplan
und des Studiengangs Europalehramt bleibt bilingualer Sachfachunterricht in der
Grundschule jedoch immer noch eine Ausnahme.
Studien haben zeigen können, dass Schülerinnen und Schüler äußerst positive Ergebnisse
in sprachlicher sowie sachfachlicher Hinsicht erzielen, wenn eine Fremdsprache als
Unterrichtssprache verwendet wird. Immersion, einer sehr intensiven Form bilingualen
Sachfachunterrichts, bei der oftmals alle Fächer außer dem Deutschunterricht in
der Fremdsprache unterrichtet werden, wurde zum Beispiel sehr häufig an Grundschulen
untersucht (vgl. z.B. Wode et al. 2003 zur Claus-Rixen-Schule in Altenholz).
Eine weniger intensivere Form bilingualen Lehrens und Lernens wurde bisher im grundschulischen
Kontext weniger genau untersucht.
Dieses Forschungsprojekt nimmt gezielt bilinguale Module, die von Europalehrkräften
an baden-württembergischen Grundschulen erteilt werden, in den Blick. Aufgrund ihrer
Flexibilität sind Module eine Organisationsform, die es zulässt, an sehr vielen
Grundschulen bilinguales Lehren und Lernen einzuführen und ermöglichen somit einen
intensiveren Kontakt zur Fremdsprache. Dabei werden kürzere Unterrichtssequenzen
in der Fremdsprache erteilt (Krechel 2003: 194). „Die Lehrkraft hat bei bilingualen
Modulen neben der Wahl des Sachfaches und des Themas die Freiheit zu entscheiden,
wie viel Zeit sie dafür einräumt und welchen Anteil die Fremdsprache einnehmen soll“
(Bechler 2010: 2).
Ziel des Projekts ist es Erkenntnisse darüber gewinnen,
- auf welche Weise bilinguale Module in der Grundschule durchgeführt werden können
und
- inwiefern sie eine geeignete Organisationsform bilingualen Lehrens und Lernens für
die Grundschule darstellen
In einem ersten Schritt wird der Untersuchungsgegenstand bilinguale MeNuK-Module
theoretisch erschlossen. Argumente für die Erteilung bilingualer Module in der Grundschule
werden angebracht. Der Fächerverbund MeNuK wird in seiner Eignung zur Umsetzung
bilingualer Module geprüft. Seine konzeptuellen, inhaltlichen, methodischen und
sprachlichen Eigenheiten werden aufgezeigt und Vorteile für bilinguales Lehren und
Lernen herausgearbeitet.
In einem zweiten Schritt wird anhand von empirischen Unterrichtsstudien der Gegenstand
empirisch erschlossen. Dabei wird die Unterrichtspraxis von Europalehrkräften betrachtet.
Zur Datenerhebung werden drei qualitative Methoden kombiniert: Unterrichtsbeobachtung,
Analyse von Unterrichtsmaterial und Interviews mit den Lehrkräften sowie Schülerinnen
und Schülern. Dadurch können drei verschiedene Perspektiven dargestellt werden:
die der Lehrkraft, der Schülerinnen und Schüler und der Forscherin. Durch die Verbindung
verschiedener Methoden und Perspektiven kann eine Triangulation erzielt werden.
Nach der theoretischen und empirischen Erschließung des Gegenstandes werden Überlegungen
zur Durchführung und Weiterentwicklung bilingualer Module angestellt, wobei darauf
eingegangen wird, wie die gefundenen positiven Effekte gestärkt und negativen Effekte
gemildert werden können. Zuletzt wird ein Modell für bilinguale Module in der Grundschule
entworfen.
Literatur
Bechler, Sabrina (2010): Bilinguale Module in der Grundschule?. In: Hot Spot
10/03, 2-6.
Krechel, Hans-Ludwig (2003): Bilingual Modules. Flexible Formen bilingualen Lehrens
und Lernens. In: Wildhage, Manfred; Otten, Edgar (Hrsg.) (2003): Praxis des bilingualen
Unterrichts. Berlin: Cornelsen, 194-216.
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (Hrsg.) (2004): Bildungsplan
2004. Grundschule. Stuttgart.
Wode, Henning; Fischer, Uta; Pasternak, Ruth; Franzen, Volker (2003): Frühes Englisch
lernen im Altenholzer Verbund von Kita und Grundschule: Erfahrungen aus Praxis und
Forschung zum Ende der 4. Klasse. Kiel: Verein für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen
und Schulen e.V. http://www.fmks-online.de/_wd_showdoc.php?pic=340 (06.11.2011).
Veröffentlichung: Bechler, Sabrina (2014), Bilinguale Module in der Grundschule. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. Weitere Informationen: http://www.peterlang.com/index.cfm?event=cmp.ccc.seitenstruktur.detailseiten&seitentyp=produkt&pk=80086