English-Speaking Cultures
Hinweis zur Lehre im WS

Im Wintersemester 2020/21 können alle Module und damit alle Studiengänge des Fachbereichs 10 online und digital studiert werden. Einzelne Veranstaltungen und Veranstaltungssequenzen finden mit den üblichen Abständen und Hygieneregeln auch in Präsenz statt, etwa Foschungsseminare, (spachpraktische) Übungen oder Tutorien. Details zu allen Lehrveranstaltungen finden Sie in den Veranstaltungsprogrammen der Studiengänge und in Stud.IP.

eLearning-Plattform Stud.IP
SuUB

Auslandssemester – Auslandskontakte – Assistant Teachers

Erfahrungsberichte – Vereinigtes Königreich

Erfahrungsbericht University of Liverpool, UK im Wintersemester 2012/13

Mein Auslandsaufenthalt mit ERASMUS war eine sehr aufregende Zeit von der ich, hinsichtlich meiner sprachlichen Fähigkeiten und kulturellen Einblicken, sicherlich sehr profitiert habe. Ich bin, wie die meisten in meinem Studiengang im 5. Semester, im Wintersemester 2012/13 ins Ausland gegangen. Die Partneruniversität war die University of Liverpool.

Im Vorfeld empfehle ich jedem, der mit ERASMUS ins Ausland gehen will, sich frühzeitig über das Bewerbungsprozedere, die Partneruniversitäten und die Fristen zu informieren. Es mag einem zwar so vorkommen, als läge das Auslandssemester noch in weiter Ferne, doch um sicher zu gehen, dass man während der Bewerbung nicht in Zeitdruck gerät und in der Hektik Dinge vergisst, ist es wichtig sich rechtzeitig Gedanken zu machen, was man bis zu welchem Zeitpunkt erledigt haben muss. Man sollte nicht darauf warten, dass Dozenten die Studierenden über das Auslandssemester und ERASMUS informieren, sondern selber Informationen heranschaffen. Auch in meinem Fall war dieses Thema nicht präsent in den Englisch-Seminaren. Des Weiteren wäre es empfehlenswert euren Studienverlauf in Hinblick auf den Auslandsaufenthalt zu organisieren. In dem Verlaufsplan für den Englisch Studiengang ist der Auslandsaufenthalt zwar eingeplant, nicht jedoch in dem für euer eventuelles Nebenfach. Dies wird dann zum Problem, wenn die Partneruniversität, die ihr im Ausland besuchen werdet keine Seminare anbietet, die ihr euch für die Seminare anrechnen lassen könnt, die das Nebenfach für das jeweilige Semester vorsieht. Sollte das der Fall sein, müsste man die Module des Nebenfachs, die für den Zeitraum vorgesehen sind, in dem ihr im Ausland seid, vorziehen oder über die Regelstudienzeit hinaus studieren.

Der beste Weg sich über die Bewerbung und das Auslandssemester generell zu informieren ist die Website des International Office http://www.uni-bremen.de/international/wege-ins-ausland.html Dort findet ihr Fristen, Unterlagen und Partneruniversitäten. Nehmt euch Zeit für das Motivationsschreiben und die weiteren Bewerbungsunterlagen, da diese formell, sowie inhaltlich einen guten Eindruck machen sollten. Mir hat es geholfen mich mit Kommilitonen zu besprechen, um sicher zu gehen, dass ich nichts vergesse und richtig über alle Anforderungen informiert bin. Es wäre gut früh mit den Anerkennungen der Studienleistungen anzufangen. Zur ERASMUS Bewerbung gehört auch das Einreichen des Transcript of Records, welches ihr beim Prüfungsamt anfordern könnt. Vielen meiner Kommilitonen, mich eingeschlossen, erging es so, dass man kurz vor Ende der Bewerbungsfrist merkte, wie viel der erbrachten Leistungen noch gar nicht in den Studiendaten in PABO eingetragen war, oder, dass auf einigen Modulscheinen noch Unterschriften fehlten. Dem entsprechend herrschte in den letzten Tagen zur Frist ein heftiger Andrang beim Prüfungsamt und Anerkennungsstellen.

Sobald die Bewerbung korrekt abgegeben wurde, muss man einige Wochen auf die Rückmeldung warten. Ich bekam zunächst eine Absage und kam mir in dieser Situation etwas hilflos vor, da ich nicht wusste, wie ich so kurzfristig noch privat mit einer ausländischen Universität einen Auslandsaufenthalt organisieren sollte und vor allem wie ich das finanzieren sollte. Ich setzte mich mit dem International Office in Verbindung, um mich nach weiteren Schritten zu informieren. Dort erfuhr ich von der Möglichkeit einen Nachrücker Platz zu bekommen. Tatsächlich hatte ich das Glück, dass einige Plätze an den Universitäten, für die ich mich beworben hatte, frei wurden, sodass ich nachrücken konnte. Nachdem ich an der University of Liverpool angenommen wurde, musste ich noch einige Bewerbungsunterlagen der Universität ausfüllen und abschicken. Rein theoretisch hatte ich den Platz an der Universität bereits zugesprochen bekommen, auf diese universitätseigene Bewerbung wird wahrscheinlich aus formellen Gründen bestanden.

Das meiner Meinung schwierigste Thema des Auslandsaufenthalts ist die Finanzierung. Es ist zwar eine sehr große Erleichterung, dass wir ERASMUS-Studenten aufgrund der Abkommen zwischen den Partneruniversitäten keine Studiengebühren an die ausländischen Unis zahlen mussten (da diese teilweise astronomisch hoch waren für deutsche Verhältnisse), teuer wird das Auslandssemester aber allemal und die Studenten, die privat noch finanziell unterstützt werden sind klar im Vorteil. In unserem Jahrgang lag der Satz, den für jeden Monat im Ausland von ERASMUS bekamen bei 150 Euro. Dieser wird allerdings nicht monatlich überwiesen, sondern addiert und aufgeteilt zu 75% und 25%, wobei der größere Anteil kurz vor Antritt des Auslandssemesters gezahlt wird und der kleinere nach der Rückkehr, vorausgesetzt es sind alle erforderlichen Formulare immer pünktlich beim International Office eingegangen. Deshalb empfehle ich jedem dringend, sich mit dem ERASMUS Handbuch, in dem alle Formulare und Fristen aufgelistet sind, und welches ihr vor dem Aufenthalt bekommen werdet, zu beschäftigen. Außerdem solltet ihr versuchen weitere Stipendien zu bekommen. Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass die Unterstützung von ERASMUS den Anspruch auf andere Stipendien ausschließt. Des Weiteren könnt ihr Auslands-Bafög beantragen, welches (angeblich) dem höheren Bedarf im Ausland angepasst ist. Die Summe, die für mich errechnet wurde lag bei sagenhaften 75 Euro für eine monatliche Miete von 390 Pfund (umgerechnet ca. 470 Euro). In manchen Fällen wird es sicher notwendig sein einen Bildungskredit für das Auslandssemester aufzunehmen.

Die Wohnungssuche für Liverpool gestaltete sich recht schwierig. Während die Uni Bremen den „Incoming Students“ bei der Wohnungsfindung hilft, ist das bei der University of Liverpool nicht der Fall, sie empfiehlt lediglich eine online Suchmaschine für Studentenunterkünfte. Die universitätseigenen Wohnheime, so wurde mir gesagt als ich mich für ein Zimmer dort bewarb, werden prinzipiell nicht an Studenten vermietet, die nur ein halbes Jahr bleiben. Auch bei der weiteren Suche stellte sich heraus, dass viele Wohngemeinschaften und Wohnheime keine Mieter annehmen wollten, die nur für ein Semester bleiben würden. Letztendlich fand ich ein Studentenwohnheim über die von der University of Liverpool empfohlenen Suchmaschine. Dies war das so genannte „Bianca House“, welches ich nicht weiterempfehlen kann, da es sehr heruntergekommen war und die anderen Bewohner zu ca. 85% gar keine Studenten waren, sondern berufstätige Männer, die sich vor der City Council Tax, die Studenten für ihre Wohnungen nicht zahlen müssen, drücken wollten. Von anderen Studenten, die nach Liverpool gingen hörte ich, dass sie zunächst ohne feste Unterkunft nach Liverpool flogen, um dort die ersten paar Tage in ein Hotel zu gehen und vor Ort einige Wohnungen oder WGs anzusehen. Zuerst kam mir das ziemlich gewagt vor doch im Nachhinein denke ich, dass dies die beste Methode ist eine zufriedenstellende Unterkunft zu finden. Die Mieten in Liverpool sind generell ziemlich hoch. Man muss von einer wöchentlichen Miete von ca. 60 Pfund – 130 Pfund ausgehen, wobei der Preis natürlich sehr davon abhängt wie zentral die Wohnung ist.

In Liverpool bewegt man sich entweder mit Bus oder Taxi. Im Gegensatz zu Bremen kann man in Liverpool als Student die öffentlichen Verkehrsmittel nicht umsonst oder vergünstigt benutzen. Wenn man täglich auf die Busse dort angewiesen ist, sollte man sich auf jeden Fall eine Monatskarte zulegen. Auf die Taxen werdet ihr nachts angewiesen sein, da ab 00:00 Uhr oder früher keine Busse mehr fahren.

Die University of Liverpool ist, was die einzelnen Gebäude angeht, sehr weit gestreut und hat daher einen sehr großen Campus, daher würde ich in den ersten Tagen ruhig etwas mehr Zeit einplanen, um alle Räumlichkeiten rechtzeitig zu finden. Die Bibliothek der Universität ist der beliebteste Treffpunkt für alle Studenten und wurde gerade gegen Ende des Semesters sehr voll. Zu dieser Zeit musste man spätestens um 11 Uhr vormittags da sein, um einen freien Computer oder einen ruhigen Arbeitsplatz zu bekommen. Die Dozenten und Mitarbeiter der Universität waren alle sehr freundlich und haben gerne bei Fragen weiter geholfen.

Nachdem ihr angekommen seid, müsst ihr zu einigen Terminen an der Uni erscheinen, zum Beispiel zum Treffen mit der ERASMUS Beauftragten oder Welcome-Veranstaltungen, die ihr wahrnehmen solltet. Dort werden euch wichtige Dinge erläutert, wie zum Beispiel der Zugang zu wichtigen online Plattformen der Universität. Die zwei wichtigsten sind „spider“ und „vital“, hier findet ihr Material zu euren Veranstaltungen, Termine und könnt euren Status verwalten und einsehen, wie beispielsweise, in welchen Kursen ihr registriert seid. Wichtig ist, dass ihr zu den Terminen eure Unterlagen aus Deutschland mitbringt, zum Beispiel müsst ihr eine Auflistung eurer Kurse, die Ihr in Liverpool machen werdet von der dortigen ERASMUS Beauftragten unterschreiben lassen und wieder ans International Office zurück schicken.

Ich absolvierte in meinem Auslandssemester Kurse aus dem Irish Studies Department, dort waren die Kurse in eine Vorlesung und ein Seminar pro Woche aufgeteilt. Die Leistung, die in jedem Kurs zu erbringen war stellte sich aus je einer kurzen Präsentation, einem Essay und einer schriftlichen Prüfung zusammen. Der Workload wurde erst ziemlich hoch als der Abgabe Termin der Essays näher rückte und natürlich als die abschließenden Prüfungen bevorstanden. Doch selbst als jemand der mit dem Bereich irische Geschichte und irische Politik vorher nicht vertraut war, konnte ich mir den benötigten Stoff durch die hilfreiche und ausreichende Literatur aus der Universitätsbibliothek aneignen. Die Seminare erforderten mehr Beteiligung der Studenten als viele an der Uni Bremen, da die Teilnehmerzahl wesentlich kleiner ist und von euch erwartet wird, dass ihr euch selbständig mithilfe der Literaturliste (jedes Seminar hat eine eigene Liste mit Literatur, die empfohlen wird) vorbereitet. Zunächst fiel mir das ein wenig schwer, da man ja schließlich in Gesellschaft von „Native Speakern“ ist und diese teilweise einen ziemlich schwerverständlichen, für Liverpool typischen Akzent sprachen. Doch nachdem man sich einige Tage in den Akzent reingehört hat wurde es einfacher ihn zu verstehen und sich aktiv an den Diskussionen in den Seminaren zu beteiligen.

Zu dem Thema Studentenjobs im Ausland kann ich leider nicht allzu viel sagen, da ich keinen angenommen habe. Allein aus zeitlichen Gründen entschied ich mich dagegen. In den ersten Tagen musste ich erst einmal richtig in der Stadt ankommen und mich in ihr zu Recht finden und später brauchte ich recht viel Zeit, um meine Präsentationen und Essays für die Uni vorzubereiten. Weihnachten und Silvester verbrachte ich zu Hause bevor ich wieder nach Liverpool zurückkehrte, um die Prüfungen zu schreiben. Betrachtet man die Freizeit die man bei drei Kursen generell hat, wäre es durchaus machbar in Liverpool einen Nebenjob anzunehmen und es gab auch Austauschstudenten, die das getan haben. Ich persönlich fand jedoch, dass die vier Monate nicht genug Raum gelassen haben, um nebenbei zu arbeiten, da ich eine fremde Stadt erst einmal kennenlernen muss bevor ich mich sicher genug fühle dort auch zu arbeiten, des Weiteren muss man auch die Zeit bedenken in der man für die Universität arbeiten muss und in der man eventuell zu Hause ist, wie etwa über Weihnachten.

Liverpool ist eine sehr interessante, junge und lebhafte Stadt. Die Innenstadt ist egal zu welcher Tageszeit immer sehr belebt und hat wunderschöne Ecken, wie beispielsweise den Albert Dock, ein stillgelegter Hafen, der nun hauptsächlich Museen und Cafés beheimatet. Der Stil der Stadt hat etwas sehr alternatives, was man schnell an der Kleidung vieler Menschen und an dem Nachtleben mit zahlreichen Indie-Clubs und Bars erkennt. Man muss aber auch erwähnen, dass Liverpool nicht unbedingt die wohlhabendste Stadt Großbritanniens ist und es dementsprechend auch einige Viertel außerhalb der Innenstadt gibt, die nicht besonders sauber und schön sind.

Vor der Rückkehr nach Deutschland, müsst ihr, trotz Prüfungsstress, unbedingt daran denken euch die Confirmation of ERASMUS Study Period unterschreiben zu lassen. Diese braucht ihr nach der Rückkehr, sowie das Transcript of Records, welche ihr von eurer Gastuniversität erhalten werdet damit ihr eure Studienleistungen, die ihr im Ausland erbracht habt, anerkennen lassen könnt.

Abschließend kann ich nur sagen, dass das Auslandssemester mich um viele Erfahrungen bereichert hat. Bevor es losging, fühlte ich mich ziemlich erschlagen von den ganzen Unterlagen, Fristen und generell allem, was es noch vor dem Auslandsaufenthalt zu erledigen gab, doch es hat sich letztendlich alles klären lassen können. Ich wurde sehr freundlich an der University of Liverpool aufgenommen und habe zum ersten Mal eine Kultur als Teil der Stadt und nicht nur als Tourist kennengelernt. Als Anmerkung würde ich gerne erwähnen, dass die „outgoing-students“ nach Liverpool in einer ziemlich ungünstigen Lage sind, wenn es um die Wohnungssuche geht. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es ein wenig mehr Unterstützung der University of Liverpool gäbe und schon gar keine Ablehnung der International Students bei den universitätseigenen Studentenwohnheimen. Natürlich ist die finanzielle Unterstützung von 150 Euro im Monat viel zu knapp bemessen, so dass Studenten, die nicht das Glück haben privat über finanzielle Mittel zu verfügen, das Auslandssemester schlicht nicht bewältigen können. Des Weiteren, ist die Art der Aufteilung des Geldes meiner Meinung sehr unglücklich, da sie nicht hilfreich für eine monatliche Geldeinteilung ist und ein Teil des Geldes erst auf den Konten eingeht, wenn die Studenten längst aus dem Ausland zurück gekehrt sind. Dies halte ich für das größte Problem, dass sich den „Outgoings“ stellt, ich weiß aber auch, dass gerade in diesem Punkt relativ wenig von Seiten ERASMUS getan werden kann.