Erfahrungsbericht zum Auslandsemester University of Liverpool, UK (WS 2012/13) Rona Hennig
Liverpool, 2012
Ich habe mein Auslandssemester an der University of Liverpool, England, absolviert
und studierte Irish Studies. Über die ca. 5 Monate, die ich dort verbrachte, werde
ich berichten. Beginnend mit der Vorbereitung werde ich weiter über die Wohnungssuche,
den Weg nach Liverpool und die Uni an sich sprechen aber auch über meine Erfahrungen
bei Exams und Essays. Abschließend werde ich noch über die Stadt Liverpool schreiben,
um meine wichtigsten Tipps noch einmal zusammenzufassen.
Die Vorbereitung:
Da ich auf Lehramt studiere, war ein Auslandssemester von Anfang
an vorgeschrieben. Ich musste dementsprechend nur die Entscheidung fällen, in welches
Land es mich verschlagen sollte. Da ich schon einmal einige Monate in England verbracht
hatte, es im Vergleich zu zum Beispiel Amerika noch recht nah und leicht zu erreichen
ist und ich schon immer eine Vorliebe für den britischen Akzent und Humor hatte,
fiel mir die Wahl nicht schwer.
Nach einigem Recherchieren wurde Liverpool meine erste Wahl. Die diversen Gründe,
die mich neugierig auf die Stadt machten, verwertete ich auch in meinem Letter of
Motivation, der eine der Bewerbungsanforderungen darstellt. Dazu später mehr, hier
jedoch einmal eine hoffentlich komplette Auflistung der einzureichenden Formulare
und Dokumente.
Zuerst wird eine Online-Anmeldung bei mobility online gemacht. Die Email Adresse
hierfür ist, zumindest während meines Semesters,
www.service4mobility.com [http://www.service4mobility.com/]
Hier werden Benutzerdaten eingetragen. Mobility online gibt eine To Do Liste vor,
die genau zeigt, was von der Bewerbung bis zur letzten Zahlung eingereicht werden
muss. Es müssen eine Application Form ausgedruckt , ein Lebenslauf hochgeladen,
ein Motivationsschreiben verfasst, ein Transcript of Records erstellt und, wenn
euer Fach nicht gerade Englisch ist, ein Sprachnachweis vorgelegt werden. Für das
Motivationsschreiben ist es durchaus hilfreich, Kommilitonen zu fragen, wie sie
es gemacht haben. Generell ist der Bewerbungszeitraum angenehmer, wenn man andere
um Rat fragt oder sogar mit anderen zusammen arbeitet und sich immer wieder gegenseitig
an die Fristen erinnert. Das Transcript of Records kann auch selbst erstellt werden,
falls einige Module nicht bei Pabo eingetragen sind oder es andere Probleme gibt.
Dieses Transcript muss nur von einer Arbeitskraft der Uni Bremen im Bereich Anrechnung
unterschrieben werden. Hier kann es durchaus vorkommen, dass Modulscheine vorgelegt
werden müssen. Diese sollte man also mit sich führen. Nun heißt es hoffen. Hat man
einen Platz, im besten Falle noch seine Wunschuni, geht es weiter. Sobald die Bewerbung
zugelassen ist, musste ich auf die Homepage der Uni Liverpool gehen und eine Exchange
Application ausfüllen und per Email wieder nach Liverpool schicken.
http://www.liv.ac.uk/study/international/study-abroad/ [http://www.liv.ac.uk/study/international/study-abroad/]
Auch hierbei ist es hilfreich, wenn man Freunde oder Kommilitonen, die schon einmal
an dieser Uni waren, fragen kann. Ich musste einige merkwürdige Angaben machen,
zum Beispiel: Beruf meiner Eltern, die man einfach so hinnehmen muss. Außerdem müssen
Kurse ausgewählt werden, die die Uni Liverpool bestätigen muss. Dies ist wichtig
für das spätere Learning Agreement. Die Uni Liverpool will auch einen Nachweis,
dass der Student Englischkenntnisse besitzt. Hier reicht jedoch ein Dokument, unterschrieben
von Frau Wachsmuth, die bescheinigen kann, dass die Kenntnisse da sind. Dies alles
muss von der Uni Bremen, vom Erasmus-Beauftragten, unterzeichnet verschickt werden.
Ich schickte dieses Dokument als Email. Ca. 2 Monate später erhielt ich die schriftliche
Bestätigung der Uni Liverpool, dass ich angenommen sei. Ich wurde gebeten, mich
mit meiner Student ID number auf der Uni Liverpool Seite <https://wlspi.liv.ac.uk/pls/spi/twbkwbis.P_WWWLogin [https://wlspi.liv.ac.uk/pls/spi/twbkwbis.P_WWWLogin]
anzumelden und ein Passwort zu erstellen. Es werden Emails von einer Adresse spipin@liv.co.uk kommen, die für dieses Portal namens Spider zuständig sind.
Bei mobility online werden nun die Stammdaten eingetragen und eine Annahmeerklärung
ausgedruckt, ausgefüllt und wieder hochgeladen. Viele Dokumente müssen sowohl elektronisch
verschickt oder hochgeladen, oft auch beides, aber auch abgegeben werden. Deswegen
ist es wichtig, immer genau nachzulesen, in welchen Büros es wie und wie oft eingereicht
werden muss. Nach der Annahmeerklärung wird die erste Rate überwiesen. Zu Anfang
fühlte ich mich erschlagen von allen Anforderungen, doch nach und nach lichtet sich
das Feld und mobility online mit seiner To Do Aufmachung hat mir etwas geholfen.
Die größte Hilfe ist jedoch wirklich der Kontakt mit anderen Studenten. Fragen,
fragen, fragen. Alle waren in der gleichen Situation und viele helfen gerne, das
Chaos zu ordnen.
Wohnungssuche:
Neben den Hausarbeiten und Prüfungen, die vor meiner Abreise erledigt
werden wollten, kam leichte Panik auf. Wo bekomme ich eine Wohnung her? Es gibt
durchaus Studenten, die nach Liverpool gingen und erst vor Ort auf Wohnungssuche
gingen. Wer es mag, es klappte in allen Fällen, die ich kenne. Ist man jedoch etwas
nervöser, wenn es um offene Situationen geht, sollte man einen Vertrag in der Tasche
haben, bevor man sich in den Flieger setzt. Über eine Erasmus-Gruppe auf Facebook
fand ich diese Seite:
http://www.studentpad.co.uk/liverpool/Accommodation-Search.asp [http://www.studentpad.co.uk/liverpool/Accommodation-Search.asp]
Hier gibt es Wahlmöglichkeiten und die Seite wird von der Uni Liverpool mitfinanziert.
Über diese Seite fand ich meine Wohnung. In meinem Fall wollte der Vermieter die
5 Monatsmieten vor meinem Einzug überwiesen bekommen, was für mich einerseits Stress
bedeutete, da es nicht immer einfach ist, von einem deutschen Konto einen gewissen
Pfundbetrag auf ein englisches Konto zu überweisen, doch am Ende funktionierte es
doch. Genug Zeit ist in diesem Falle wichtig. Bei mir musste es leider recht kurzfristig
passieren. Wichtig ist es auch, dass der Vermieter alle möglichen Daten seiner Bank
angibt.
Der Weg nach Liverpool:
Dank Ryanair ist es recht leicht, nach Liverpool zu kommen.
Ein Flug nach Manchester liegt oft zwischen 10 und 30 Pfund/Euro. Von Manchester
gibt es zwei Wege. Entweder man nimmt den Bus, dies tat ich jedoch nie, oder man
nimmt den Zug. Der fährt häufiger. Es lohnt sich, ein Hin- und Rückticket zu kaufen,
wenn man innerhalb eines Monats die Rückreise antritt. Dies ist für die Weihnachtsferien
oder für Besucher günstiger. Innerhalb eines Monats kann das Rückticket verwendet
werden. Die netten Beamten am Schalter werden diesbezüglich aber auch immer gerne
Auskunft geben. Der Zug endet Liverpool Lime Street Station. Von hier kann man sich
mit diversen Bussen in Liverpool bewegen. Ihr werdet noch keinen Studentenausweis
haben, wenn ihr ankommt, aber es kann nie schaden, dem Busfahrer „ one student
single please“ zu sagen. Vielleicht habt ihr Glück, es wird nur selten nach
einem Ausweis gefragt. Beim Aussteigen nicht das „Thank you!“ oder „Cheers!“
vergessen. Ich hatte Glück mit meiner Wohnung. Meine Mitbewohner waren Engländer
und zeigten mir alles, was nötig war.
Die ersten Schritte an der Uni Liverpool:
Über Emails wurde ich immer auf dem Laufenden
gehalten, manchmal fast zu viel für meinen Geschmack. Es werden Emails kommen mit
der Bitte, eure Ankunft zu bestätigen. Was ich nicht wusste, ist, dass dies nur
von den Computern der Bibliothek aus möglich ist. Auch hier gilt nachfragen. Jeder
wird erklären, wie es geht. Doch Vorsicht, der Benutzername von Spider ( die Student
ID) ist ein anderer als der der Homepage
http://www.liv.ac.uk [http://www.liv.ac.uk/]
. Hier werdet ihr einen Benutzernamen haben, der den ersten Buchstaben eures Vornamen
und die ersten 5 Buchstaben des Nachnamens enthält. In meinem Fall fing es außerdem
mit den Buchstaben hs an, aber das könnte sich eventuell geändert haben. Bei diesem
Account muss ca. alle 3 Monate das Passwort geändert werden. Aber auch hier wird
man mit Emails immer wieder erinnert. Vor einer Woche erhielt ich allerdings eine
Mail, dass dies nun geändert werden soll. Auch der Zeitplan der Orientierungswoche
wird einem über diesen Weg mitgeteilt. Dieser gilt auch für Erstsemester, dementsprechend
heißt es, genau zu schauen, welche Veranstaltungen für einen selbst wichtig sind.
Zu Christina da Silva muss jedoch jeder Erasmus Student. Bei dem ersten Treffen
bekommt man Infomaterial und manchmal das Learning Agreement, unterschrieben von
ihr, sollte sich jedoch etwas ändern, muss ein Termin mit ihr vereinbart werden.
Auf die Student ID card musste ich leider auch einige Tage warten. Da dies allerdings
keine Seltenheit ist, werden die Lichtschranken der Bibliothek in den ersten Wochen
offen stehen. Ca. 2 Monate nach Semesterbeginn muss bei mobility online das Learning
Agreement hochgeladen und per Post nach Bremen verschickt werden, genau wie die
Immatrikulationsbescheinigung der Uni Bremen für das Auslandssemester.
Die Uni Liverpool:
Die Uni ist relativ zentrumsnah. Sie liegt direkt neben der katholischen
Kirche, die weit zu sehen ist. Die Bibliothek hat 24 Stunden geöffnet und bietet
Computer und Arbeitsräume, nicht zu vergessen viele Bücher. Wenn man wie ich Irish
Studies studiert, wird man die umfangreiche DA Abteilung (oft der Code für Irish
Studies) oft inspizieren. Mit der Student ID Card kann man bis zu 15 Bücher zugleich
ausleihen. Wenn man von Anfang an seine Uni Liverpool Email Adresse auf seine normale
Adresse umleitet (hierfür gibt es ein Kästchen zum Auswählen auf der liv.co.uk Seite),
bekommt man immer eine Erinnerung der Bibliothek, dass man ein gewisses Buch nur
noch 3 Tage zur Verfügung hat. Gibt man es zu spät ab, muss man wie erwartet eine
Strafe zahlen. Eine Mensa in dem Sinne gibt es nicht, jedoch sind rund um den Campus
ein Subway oder ein Tesco. In der Sidney Jones Library, eine der Bibliotheken, wo
ich mich aufhielt, gibt es einen Starbucks. Für Kaffee und Snacks ist also bis 16
Uhr gesorgt. Die Student ID Card verschafft Einlass zur Bibliothek und ist zugleich
das Zahlungsmittel für Drucker, Scanner, etc. Das Guthaben kann in der Bibliothek
aufgeladen werden. Bei mir kam es oft vor, dass ich schnell die Gebäude für Seminare
wechseln musste. Die Dozenten verstehen das Zu-Spät-Kommen allerdings, wenn man
ihnen das Problem schildert. Anwesenheitslisten sind sowohl in den Seminaren als
auch in den Lectures vorhanden. Die stetige Anwesenheit gibt einfach eingeholte
Punkte, da diese in die Note einbezogen wird. Ebenfalls berücksichtigt werden die
aktive Teilnahme, Präsentationen, Essays und Exams. Die Gewichtung jedes Bereiches
kann in der Modulbeschreibung nachvollzogen werden. Diese ist auf der liv.co.uk
Seite unter Tools – Vital zu finden. Auf Vital stellen Dozenten Informationen und
Dokumente online.
Präsentationen sind in England oft abgelesene Essays. Einige Dozenten haben es aber
lieber, wenn frei gesprochen wird. Generell macht man einen guten Eindruck, wenn
man ein nettes Handout mit Namen drauf und richtig zitierten Quellen hat und den
Vortrag frei präsentiert. Im Fachbereich Irish Studies sind Powerpoint Präsentationen
nicht üblich.
Essays müssen in zweifacher Ausführung in dem für das Studienfach vorgesehene Gebäude
abgegeben werden (für Irish Studies und einige andere Fächer ist dies am Abercromby
Square). Es muss ein Deckblatt ausgefüllt werden, auf dem der Name umgeknickt wird,
womit die Essays anonym gewertet werden. Dies ist auch der Grund dafür, dass viele
Dozenten Erasmus Studenten nicht anders als reguläre Studenten bewerten. Studenten
müssen beim Abgeben eine Unterschrift leisten. Hier wird sicher gegangen, dass alles
nachgewiesen werden kann und die Essays rechtzeitig abgegeben wurden. Bei den Prüfungen
läuft es ähnlich formell ab. Auch hier werden Formulare ausgefüllt und in ein Schul-ähnliches
Heft geschrieben. Generell empfiehlt es sich, in der ersten Woche loszulegen und
Essays sowie Präsentationen nicht auf die lange Bank zu schieben. Wer früh anfängt,
hat weniger Stress kurz vor Abgabefrist. Und hier gilt eine Minute zu spät gleich
Punktabzug. Zuerst war ich über meine erreichte Prozentzahl im Essay erschrocken
und enttäuscht, in England ist die Wertung jedoch etwas anders. Mit 40% besteht
man Prüfungen und 60% in einem Essay kommen ungefähr einer guten 2 gleich. 80% erreicht
kaum jemand. (Ich hörte, dass 80% bedeuten würden, das Essay könnte mit ein wenig
Überarbeitung veröffentlicht werden.)
Exams werden meinst in Essayform erbracht (zumindest im Bereich Irish Studies).
Ich musste in jedem Exam zwei Fragen in Essayform beantworten. Die Vorbereitung
auf diese Exams fiel mir persönlich sehr schwer, da ich schlecht einschätzen konnte,
was ich genau lernen sollte. Es hilft, sich 2-3 Themenbereiche auszusuchen und zu
diesen so viel wie möglich zu lesen und zusammenzufassen. Wenn man mutig ist und
die vergangenen Prüfungen oft eine ähnliche Frage aufweisen, kann man sich auch
auf diese vorbereiten. Jedoch kann diese dann im Exam anders gestellt sein. Die
Exams der letzten Jahre können in der Bibliothek angesehen und kopiert werden. An
den Platz darf nichts außer Stiften, Trinken, Ausweis und Studentenausweis mitgenommen
werden. Als Erasmus Student kann man einen Dictionary Letter (den man sich von der
Uni Bremen unterschreiben lässt) mitbringen, der einen dazu berechtigt, ein einsprachiges
Wörterbuch benutzen zu dürfen. Nach den Exams wird auf die Ergebnisse gewartet.
Dies kann bis zu 2 Monaten dauern. Auch hier gilt, 40% ist bestanden. Der Arbeitsaufwand
sollte nicht unterschätzt werden. Je früher man anfängt, desto besser wird das Ergebnis
und so weniger steht man unter Druck. Während man als Erasmus Student bei den Essays
auch gegen Engländer ankommen kann, sind Exams noch einmal eine große Hürde. Hier
kann man nicht Word die Fehler korrigieren lassen und Zeit zum Nachschlagen bleibt
auch selten. Deswegen kommt es sehr auf den Inhalt an.
Liverpool ist eine sehr lebendige Stadt, die vor allem für Studenten einiges zu
bieten hat. Am Mercy sind die Albert Docks, die einen Besuch wert sind. Hier kann
man die Tate Gallery oder das Beatles Museum erkunden. Auch das Slavery Museum,
welches sich ebenfalls unweit der Docks befindet, lohnt sich. Dieses und das Maritime
Museum sind kostenlos. Das Odeon Kino in der Innenstadt ist umgeben von vielen kleinen
Restaurants. Wie zu erwarten, gibt es auch in Liverpool unzählige Pubs, die Essen
und Getränke anzubieten haben. Interessant ist auch die Bold Street. Vintage Läden,
Fair Trade Shops, Friseure und Cafes sind hier zu finden. In vielen Läden gibt es
einen Student Discount, womit man bei Vorlegen des Studentenausweises 10% Rabatt
bekommt. Die örtlichen Clubs und Bars sind jeden Tag geöffnet. Der Cavern Club ist
der ursprüngliche Auftrittsort der Beatles und heute noch spielt zwei Mal in der
Woche eine fantastische Coverband. Will man nachts nicht zu Fuß gehen, ist es empfehlenswert,
sich ein Taxi zu rufen. Meiner Erfahrung nach ist Delta Taxi hier die beste Wahl.
Sie sind billiger als die black cabs. Diese berechnen von Abfahrt an, ein gerufenes
Taxi schaltet die Uhr meist erst nach einer Meile an. Man muss seinen Namen nennen
und bekommt eine SMS mit der Farbe und Marke des Autos was für einen bereitgestellt
wird.
Alles in Allem hat Liverpool viel zu bieten von Kultur bis Nachtleben, aber auch
die Uni. Für gute Noten muss man etwas tun, aber man lernt auch sehr viel dabei.
Rückblickend war Liverpool eine gute Wahl für mich.